Nervensystem regulieren: Wie du den Raum zwischen Reiz und Reaktion vergrößerst
- Jill Baier
- 24. Feb.
- 5 Min. Lesezeit
Kennst du das Gefühl, wenn einfach alles zu viel wird? Ein kleiner Vorfall – ein umgekipptes Glas, ein Kind, das nicht hört, eine unerwartete Nachricht – und plötzlich fühlt sich dein ganzer Tag überwältigend an. Aber warum ist das so? Warum explodierst du an manchen Tagen schneller als an anderen?
Der Schlüssel liegt in deinem Nervensystem und deiner Bewertung der Situation. In diesem Artikel erfährst du, wie Stress entsteht, warum du manchmal gelassener bleibst und wie du dein Nervensystem beruhigen kannst, um entspannter zu reagieren.

Warum du dein Nervensystem regulieren musst, um Stress im Alltag zu reduzieren
Stress beginnt nicht erst in dem Moment, in dem etwas passiert. Dein Nervensystem ist oft schon überreizt, lange bevor der eigentliche Reiz kommt. Das erklärt, warum du an manchen Tagen ruhig bleibst, wenn dein Kind das Sofa anmalt – und an anderen Tagen sofort auf 180 bist.
Ein Beispiel aus meinem Alltag:
Neulich hat mein Kind mit einem schwarzen Stift unser Sofa und die Wand angemalt. Ein klassischer Moment, in dem viele Eltern impulsiv reagieren würden. Aber ich war entspannt, weil ich kurz vorher eine Nervensystemregulierungs-Übung gemacht hatte und mich gut fühlte. Ich dachte einfach: „Kacke, aber es gibt Schlimmeres.“
Wäre mein Stresslevel vorher schon hoch gewesen, hätte ich vielleicht ganz anders reagiert – mit Ärger oder Frust.
Das zeigt: Unsere Bewertung eines Reizes entscheidet darüber, wie gestresst wir uns fühlen.
Wie du in stressigen Momenten bewusster reagierst
Wenn du merkst, dass eine Situation dich triggert, probiere Folgendes aus:
1️⃣ Atme einmal tief ein und langsam aus.
2️⃣ Spüre für einen Moment deine Füße auf dem Boden.
3️⃣ Frage dich: „Wie möchte ich in dieser Situation reagieren?“
Dieser kleine Moment kann deine Reaktion komplett verändern. Er gibt dir die Möglichkeit, aus dem Autopiloten auszusteigen und bewusst eine andere Wahl zu treffen.
Es klingt simpel, bedarf aber Übung und ist in der Praxis viel schwieriger als es klingt.
Warum dieser Moment zwischen Reiz und Reaktion so wichtig ist
Wir glauben oft, dass Stress durch äußere Umstände verursacht wird. Doch tatsächlich entscheidet unser Nervensystem in Bruchteilen von Sekunden, ob es eine Situation als Bedrohung einstuft oder nicht. Wenn du lernst, diesen kurzen Moment bewusst wahrzunehmen und zu vergrößern, kannst du dich anders verhalten – selbst in herausfordernden Momenten.
Jede Reaktion auf Stress ist trainierbar. Und je öfter du dir diesen kleinen Raum nimmst, desto mehr wird er zu deiner neuen Normalität.
Teste dein Stresslevel – Wie hoch ist dein Nervensystem auf Spannung?
Warum bringt dich ein umgekipptes Glas Wasser manchmal zur Weißglut – und an anderen Tagen kannst du es einfach wegwischen?
Der Unterschied liegt in deinem Nervensystem. Wenn es bereits im Stressmodus ist, reichen kleine Reize aus, um dich aus der Ruhe zu bringen.
Mache jetzt den kostenlosen 2-teiligen Stresstest und finde heraus, wie dein Körper auf Stress reagiert.
📌 Teil 1: Erkenne, wie sich Stress in deinem Alltag zeigt.
📌 Teil 2: Spüre mit einem Körpertest, ob dein Nervensystem gerade im Stressmodus ist – und lerne, es aktiv zu regulieren.
Warum Grübeln dir nicht hilft – und was du stattdessen tun kannst
Ein Reiz kommt → Dein Körper reagiert → Deine Gedanken verstärken oder entschärfen die Situation.
Das gleiche Prinzip gilt nicht nur für Alltagsstress, sondern auch für größere emotionale Herausforderungen.
💡 Eine neue Perspektive: Niemand weiß, was passiert. Aber wir können uns entscheiden, nicht mehr mit negativen Gedanken auf eine ungewisse Zukunft zu reagieren.
Stattdessen kannst du dich fragen:
Was wäre, wenn ich nicht von der schlimmsten Möglichkeit ausgehe?
Gibt es eine andere Sichtweise, die mir gerade helfen könnte?
Muss ich mich jetzt schon mit etwas beschäftigen, das vielleicht gar nicht eintritt?
Ein persönliches Beispiel:
Vor ein paar Wochen gab es eine große Veränderung in meinem Leben, mit der ich nicht gerechnet hatte. Ein Thema, das viele Unsicherheiten und Sorgen in mir ausgelöst hat. Meine erste Reaktion? Anspannung. Gedankenkarussell. Das Gefühl, funktionieren zu müssen.
Doch eine Freundin von mir hat völlig anders darauf reagiert: Sie blieb ruhig, sah das Positive und meinte: „Das wird sich schon alles fügen.“
Gleicher Reiz – völlig unterschiedliche Reaktion.
Und das liegt nicht daran, dass sie mehr Wissen über die Zukunft hatte als ich. Niemand weiß, wie es weitergeht. Aber während ich mich in Worst-Case-Szenarien verlor, ließ sie die Situation offen – ohne sie vorschnell in eine Richtung zu deuten.
Und das ist der Punkt: Es wird nicht besser, nur weil wir uns jetzt schon den schlimmsten Ausgang ausmalen. Es gibt keine Garantie, dass es gut ausgeht – aber genauso wenig gibt es eine Garantie, dass es schlecht ausgeht.
Warum also sollten wir unsere Energie auf eine Zukunft verschwenden, die vielleicht niemals eintritt?
5 Wege, um dein Nervensystem zu beruhigen und Stress abzubauen
1️⃣ Erkenne deine Körpersignale
Stress zeigt sich oft körperlich, bevor du ihn bewusst wahrnimmst. Achte auf:
Herzrasen
Verspannte Schultern
Kribbeln oder Unruhe in Armen und Beinen
Flache Atmung
Je früher du diese Zeichen erkennst, desto eher kannst du gegensteuern.
2️⃣ Bewerte deine Gedanken bewusst um
Jede Sorge ist nur eine Hypothese über die Zukunft. Frage dich: Ist das wirklich wahr? Oder gibt es eine andere Sichtweise?
3️⃣ Nutze eine einfache Körperübung
Wenn Anspannung da ist, hilft es, den Körper aktiv mit einzubeziehen. Eine einfache Technik ist das Abklopfen des Körpers:
Klopfe mit den Fingerspitzen sanft über Arme, Beine und Brust.
Spüre, wie die Anspannung langsam nachlässt.
4️⃣ Erlaube dir, Gefühle zu spüren
Oft neigen wir dazu, Emotionen zu unterdrücken – doch das verstärkt die innere Unruhe nur. Statt dich zusammenzureißen, erlaube dir, deine Gefühle bewusst wahrzunehmen und anzunehmen.
5️⃣ Schaffe kleine Entlastungsmomente im Alltag
Selbst wenn du wenig Zeit hast: Kleine Pausen summieren sich.
Eine Minute tiefes Atmen
Ein kurzer Spaziergang
Ein bewusster Moment der Stille
Das kann den Unterschied machen, ob du am Abend entspannt oder gereizt bist.
Wie du langfristig gelassener bleibst
Es ist ein Training, aber du kannst lernen, dein Nervensystem nachhaltig zu regulieren. Wenn du regelmäßig Achtsamkeit in deinen Alltag integrierst, wirst du merken, dass du nicht mehr so schnell aus der Ruhe gebracht wirst.
Falls du tiefer in dieses Thema einsteigen möchtest, hör dir meine neueste Podcast-Folge dazu an. Dort teile ich weitere praktische Übungen, um dein Nervensystem zu beruhigen und Stress langfristig zu reduzieren.
🎧 Hier kannst du die Folge hören:
Denke daran: Du musst nicht alles glauben, was du denkst. 💛
Du möchtest noch weitergehen? In meiner Membership bekommst du praxisnahe Strategien, die dich langfristig unterstützen. Aber erstmal: Probier doch eine der fünf oben genannten Übungen aus – du wirst sehen, wie viel sich schon dadurch verändert.
In diesem Sinne: Auf ein schönes Bauchgefühl. Ich glaube an dich, und du solltest es auch tun.
Deine Jill